Kommunikation zwischen Psyche und Immunsystem

  Wenn der Körper NEIN sagt

Wer kennt den bekannten Spruch nicht: „Glückliche Menschen leben länger.“ Oder: „Es gibt keine alten Pessimisten.“ 

Schon vor vielen Jahren, als es noch den guten, alten Hausarzt gab, der die ganze Familie kannte und behandelte, war es eine bekannte Tatsache, dass es eine Verbindung gab zwischen Stress und Krankheiten. Bei wiederholt auftretenden Magengeschwüren wurde die „Manager-Krankheit“ diagnostiziert. Therapie: Man sollte langsamer treten, weil der Stress einen sonst innerlich auffraß. 

Die heutigen Ärzte – nicht alle, aber zu viele – diagnostizieren nur noch aufgrund von Laborergebnissen und Gerätemessungen. Was einstmals grundlegend war, ist heute völlig in Vergessenheit geraten, nämlich dass Gefühle, Sorgen, Angst Stress – also Emotionen – in direkter Verbindung stehen mit dem Entstehen von Krankheiten, aber auch mit der Wiedererlangung unserer Gesundheit. 

Unser Temperament und das Immunsystem 

Wir erinnern uns an die vier Temperamente: Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker und Choleriker, unser emotionales Temperament, Teil unserer Psyche steht in einer wichtigen Verbindung mit dem Immunsystem. Unser psychischer Zustand spielt eine kritische Rolle bei einer ganzen Reihe von Krankheiten. Stellt sich mir die Frage, warum die moderne Medizin das völlig außen vorlässt? Wie kann man es heute in der Schulmedizin als umstritten ansehen, das psychische und körperliche Gesundheit eng zusammenhängen und vielfältig verknüpft sind? 

In der traditionellen chinesischen Medizin würde es keinem Therapeuten einfallen, diese Zusammenhänge außer Acht zu lassen. Auch in anderen Kulturen, sei es bei den Indern die ayurvedische Behandlung oder in der schamanischen Medizin weiß man seit über dreitausend Jahren, dass man Psyche und Körper nicht trennen kann. Wie kann das also in unserem modernen Gesundheitssystem „durchs Sieb“ gefallen sein? 

Aber es scheint wieder Pioniere unter den Ärzten zu geben, die sich erfolgreich in der Vergangenheit auf die Suche gemacht haben und uns heute bestätigen, dass unsere gefühlte Welt, unser emotionales Weltbild, unser Gefühlsleben und unsere Stimmungen mit unserer Gesundheit sehr wohl etwas zu tun haben. Da ist beispielsweise der Kanadier Dr. Gabor Maté aus Vancouver, er hat herausgefunden, „dass Stress und das emotionale Temperament eines Individuums eine kritische Rolle in einer Reihe von Krankheiten spielen, einschließlich Krebs, Herzkrankheiten, Diabetes, Reizdarmsyndrom, multiple Sklerose und Arthritis.“ 

Gabor Maté ist ein in Ungarn geborener kanadischer Mediziner. Er hat sich auf das Studium der Suchttherapie und der Behandlung von Süchtigen spezialisiert, außerdem ist er überregional bekannt und angesehen für seine Thesen zum Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Er hat vier Bücher geschrieben zum Thema Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Stress und der Entwicklung von Psychologie und Sucht. Er hat eine regelmäßige Kolumne in der Vancouver Sun und der Globe and Mail. 

Wenn uns im Falle einer schweren Erkrankung oder gar eines Unfalles auch noch der Lebenswille fehlt, helfen die besten Medikamente nur noch bedingt. Aber wer Hoffnung schöpft, wieder ein anstrebenswertes Ziel vor Augen hat, aktiviert seine Selbstheilung und das kann zu erstaunlichen Ergebnissen führen, die die Schulmedizin dann schnell von „medizinischen Wundern“ sprechen lässt. 

Emotionale Gehirnzentren 

Je weiter wir in der Erforschung des menschlichen Gehirns vorankommen, umso mehr unbestreitbare Beweise fördern wir zu Tage, die belegen, dass Psyche und Körper eben nicht voneinander zu trennen sind. Wer sich gegen diese Erkenntnisse sträubt und bei seiner Apparate-Medizin verharrt, enthält dem leidenden Patienten eine Vielfalt an Heilungsmöglichkeiten schlichtweg vor. Niemand wird außer Frage stellen, dass unser Gehirn organisch, also physisch ist, und dennoch sind hier die emotionalen Gehirnzentren, die unser Verhalten steuern. Die moderne Wissenschaft weiß heute genau, wie diese Zentren mit dem Immunsystem, dem Nervensystem und auch dem sehr komplexen Hormonsystem verbunden sind. Es müsste eigentlich als schwerwiegender Kunstfehler in der medizinischen Behandlung angekreidet werden, wenn man sie als separate Systeme betrachtete, so, als ob Immunität völlig ungebunden von Emotionen, oder das Nervensystem unabhängig vom Hormonsystem wären. 

In Wahrheit gibt es nur ein einziges System, welches durch die Nerven miteinander bestens „verdrahtet ist. Und durch diese feinen Nervenkanäle laufen alle chemischen Botenstoffe, die alle Systeme absondern, weil sie untereinander kommunizieren. Damit wäre nachgewiesen, dass alles, was auf emotionaler Ebene geschieht, seine besondere Auswirkung auch auf das Immunsystem hat – und natürlich ist der Umkehrschluss ebenso logisch. Die medizinische Forschung hat nachweisen können, dass weiße Blutkörperchen in unserem Blutkreislauf beliebige Hormone produzieren können, die auch in unserem Gehirn produziert werden, und vice versa, so dass das Gehirn und das Immunsystem sich in einer ständigen Kommunikationssituation miteinander befinden. 

Um es noch einmal deutlich zusammen zu fassen: In unserem Körper gibt es nicht mehrere Systeme unabhängig von einander. Die Forschung, die sich mit diesem Thema befasst, nennt sich Psychoneuroimmunologie. Kaum zu begreifen also, dass diese Tatsache wissenschaftlich nicht einmal kontrovers diskutiert wird, und dennoch wird sie im medizinischen Alltag völlig ignoriert. Und wo wir gerade vom Ignorieren sprechen, es ist schier unglaublich, dass Studien, die über einen Zeitraum von zehn Jahren implementiert waren und im Ergebnis untermauern, dass die Psyche-Körper-Verbindung nicht nur existiert, sondern wichtig für unsere Gesundheit und damit jeden Heilungsprozess ist, einfach in der modernen Medizin nicht nur keinen Durchbruch erleben, sondern schlimmer noch, von der Schulmedizin einfach ignoriert werden. 

Beispielsweise wurde vor etwa fünf Jahren auf dem internationalen Kongress für Frauengesundheit, durchgeführt von der „Heart-and-Stroke-Foundation“ eine Studie präsentiert. Dabei ging es um etwa fünfzehnhundert Frauen, die über zehn Jahre lang beobachtet wurden. Die Frauen, die in einer unglücklichen Beziehung oder Ehe lebten, aber ihren Frust und ihre Emotionen nicht ausdrückten, riskierten, viermal wahrscheinlicher eines frühzeitigen Todes zu sterben, als bei einer Vergleichsgruppe von Frauen, die zwar ebenfalls in einer unglücklichen Beziehung lebten, aber aus ihrem Herzen keine Mördergrube machten, sondern ihre Gefühle, Sorgen, Frustrationen zum Ausdruck brachten. Man kann diese Studie nur so interpretieren: Das Nichtausdrücken von Emotionen war mit einer vierhundert prozentigen Erhöhung der Sterberate verbunden. Die Studie wurde publiziert und verschwand anschließend in irgendeiner Schublade. Anzunehmen wäre gewesen, dass diese Studie jeden Arzt zumindest in den USA – wo sie im Rahmen einer Populationsuntersuchung durchgeführt worden ist, dazu hätte veranlassen müssen, mehr über die Verbindung von Psyche und Körper zu erfahren. Nichts davon ist geschehen. 

Stressübertragung Ein anderes Studienbeispiel: 

Eine Studie, die vor zwei Jahren durchgeführt wurde, zeigte auf, dass Kinder von gestressten und deprimierten Mütter der großen Wahrscheinlichkeit ausgesetzt sind, selbst an Asthma zu erkranken. Hier kommt wieder die Verbindung Psyche-Körper zur Geltung. Man könnte nun wieder glauben, dass diese Studie jeden Arzt dazu veranlassen würde, mehr über die Verbindung von Psyche und Körper zu erfahren. Doch wiederum ging die Studie mit Mann und Maus unter, nachdem sie durchgeführt wurde - ohne jegliche Auswirkung auf die medizinische Praxis. Auch wenn es die heutigen Ärzte, die sich ganz auf Laborergebnisse und Gerätemedizin in ihren Therapien verlassen, nicht hören wollen: Emotionen, wie Ärger beispielsweise spielen im Zusammenhang mit unserem Immunsystem die gleiche Rolle. Die Unterdrückung von Emotionen setzt unseren Immunschutz außer Kraft, was zu den unterschiedlichsten Krankheitsbildern führen kann. 

Dr. Maté führte hierzu in einem Interview aus: „Als ich die Menschen, die durch mich ärztlich in der Palliativpflege betreut wurden, sowie die erkrankten Menschen in meiner Familienpraxis beobachtete, hat sich eine Reihe von auffälligen Merkmalen aufgezeigt: Eines war die Unterdrückung von Ärger. Menschen wussten nicht, wie sie negative Emotionen ausdrücken sollen. Entweder hatten sie Angst, dies zu tun oder sie waren sich nicht bewusst, wann sie verärgert waren. Menschen, die anderen alles recht machen wollten, immer versuchten andere Menschen nicht zu enttäuschen. Sie wussten nie, wie man nein sagt. Sie nahmen alles auf sich, ohne zu murren, da sie sich immer als Pfleger und Betreuer sahen. Zudem hatten sie außerordentlich starke Pflicht- und Verantwortungsgefühle.“ 

Wenn wir uns unsere emotionalen Verhaltenstechniken anschauen, beispielsweise, wenn wir unserem Ärger in gesunder Weise „Luft machen“, dann sind diese Verhaltensmechanismen eigentlich dazu gedacht, uns zu schützen. Der Ärger sucht sich ein Ventil und durch das „Ablassen des Drucks“ schützen wir unsere Gesundheit. Die Gesundheit schützen, da haben wir wieder eine Parallele zum Immunsystem. Immunsystem und Gehirn Dr. Maté sagte einmal in diesem Zusammenhang: 

„Das Immunsystem funktioniert ähnlich wie unser Gehirn. Es besitzt ein Gedächtnis, Reaktionskapazität und Lernfähigkeit. In der Tat hat das Immunsystem, das mit unserem Hirn interagiert, seinen Namen als „schwebendes Gehirn“ dadurch verdient. Es interagiert mit dem Gehirn in unserem Kopf.“ 

Untersuchungen bei Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind und charakterlich eher so angelegt waren, dass sie ihren Ärger nicht ausdrücken konnten, sondern eher eine besondere Leidens- und Ertragensfähigkeit an den Tag legten, haben nachweisen können, dass gleichzeitig eine verminderte Aktivität von einer Gruppe von Immunzellen vorhanden war. Es handelte sich um eine verminderte Aktivität der sogenannten natürlichen Killerzellen. Diese natürlichen Killerzellen haben eigentlich die Aufgabe, fremdartige Bakterien, Viren sowie bösartige Zellen zu attackieren. Man könnte sagen, auch diese Killerzellen haben die Aufgabe, unsere Grenzen zu schützen. 

Frauen, die nicht wissen, wie man persönliche Grenzen emotional ausdrückt, tendieren dazu, sie zu unterdrücken und können infolgedessen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Krankheit entwickeln. Das gleiche trifft natürlich auch für Männer zu; das Immunsystem befindet sich also in einer ständigen Interaktion mit unserem emotionalen Interagieren, bzw. mit dem Ausbleiben der eigentlich natürlichen Reaktionen. Ähnliche Reaktionen des Immunsystems wurden bei Studenten festgestellt, wenn sie unter Prüfungsstress standen. Auch hier zeigten die Untersuchungen die verminderte Aktivität der natürlichen Killerzellen. Die Studenten fühlten sich aufgrund des Prüfungsdrucks emotional isoliert. 

Wir können also feststellen, dass unsere Beziehung zu anderen Menschen in unserem Lebensumfeld ein wichtiger Faktor unseres Immunsystems sind. 

Interpersonelle Neurobiologie 

Dazu hat UCLA Psychiater Dr. Daniel Siegel aus Los Angeles den Begriff ‚interpersonelle Neurobiologie‘ geprägt, um die Tatsache anzudeuten, dass die Biologie unserer Gehirne, ja sogar unseres ganzen Körpers, sich in einer direkten Wechselwirkung mit unseren persönlichen Beziehungen befindet. Also, die Art und Weise, wie wir uns in unseren Beziehungen zum Ausdruck bringen oder wie wir uns unterdrücken lassen oder uns ständig zurück nehmen, hat eine direkte Auswirkung auf unsere Gesundheit. Also, die Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen, ob diese Welt feindselig oder freundlich uns gegenüber ist, ob wir auf uns allein gestellt sind und uns um die anderen kümmern müssen oder ob wir Hilfe von außen erwarten und bekommen können, unabhängig davon, ob die äußere Umgebung uns gegenüber feindselig oder freundlich ist – unsere Stresspsychologie ist auch durch frühe Kindheitserlebnisse in hohem Maße geprägt. Und das ist genau das, was wir dann in unseren Leben immer wieder abspielen und was im Laufe der Zeit unsere Gesundheit beeinträchtigt. 

Wir müssen aus diesen Ergebnissen darauf schließen, dass es einfach nicht ausreicht, dem Patienten eine Pille zu verschreiben, wenn er mit Symptomen von rheumatoider Arthritis, multipler Sklerose oder sogar Krebs beim Arzt landet. Es reicht nicht, ihnen Bestrahlungstherapien oder Operationen anzubieten. Mit ihnen muss man reden, man muss sie einladen und dazu ermutigen, dass sie über ihr Leben erzählen und wie sie unter Stress gesetzt werden, weil diejenigen, die das tun, die ihre Gesundheit ganzheitlich betrachten, am Ende viel besser abschneiden. 

Und ich kenne Menschen, mit angeblich endgültigen Diagnosen, die überlebt haben - aus einem einfachen Grund, weil sie sich ihrer psychisch-körperlicher Ganzheit bewusst geworden sind - und ich würde auch spirituelle Ganzheit dazu zählen, was es ihnen ermöglichte, über das beschränkte medizinische Behandlungsmodell hinaus zu gehen. 

Leider muss ich sagen, dass die heutige klassische Vorgehensweise in der Medizin hoffnungslos engstirnig ist und dass dadurch viele Menschen ohne angemessene Behandlung und Unterstützung bleiben. Hier werden echte Heilungschancen verpasst, einmal durch den Mainstream-Mediziner und zum anderen durch den Patienten, der sich unangenehmen Fragen nicht stellen will oder sich der Zusammenhänge nicht bewusst ist. 

Die ACE-Studien Die ACE- Studie (ACE = Adverse Childhood Experiences, übersetzt: Widrige Kindheits-Erlebnisse) ist eine der größten, jemals durchgeführten Untersuchungen, um die Verbindung zwischen Misshandlungen in der Kindheit und der Gesundheit und des Wohlbefindens im späteren Leben zu beurteilen. Die Studie ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Center for Disease Control and Prevention und der Kaiser Permanente Gesundheit Appraisal-Klinik in San Diego.

 An mehr als 17.000 Patienten, die den beiden Gesundheitsorganisationen angehörten, wurden umfassende körperliche Untersuchung durchgeführt. Die Patienten willigten ein, detaillierte Informationen über deren Kindheit, eventuellen Missbrauch, Vernachlässigung und andere gravierende Störungen des Familienlebens wie Alkoholsucht, Gewalt oder Drogenabhängigkeit anzugeben. Bis heute wurden mehr als 50 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht und mehr als 100 Konferenz- und Workshop-Präsentationen mit den Ergebnissen der Untersuchungen durchgeführt wurden. 

Die ACE-Studie Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Erfahrungen wichtige Risikofaktoren und wichtige Ursachen für eine schlechte Lebensqualität, häufigere Krankheit und sogar Tod sind. Es ist wichtig, zu verstehen, wie einige der schlimmsten gesundheitlichen und sozialen Probleme in unserem Land als direkte Folge der negativen Erfahrungen in der Kindheit entstehen können. Wenn sich die Gesellschaft und die Medizin dieser Verbindungen klar werden, werden sich wahrscheinlich die Bemühungen zur Vermeidung und Heilung sehr verbessern. 

Professor Jochen Jordan von der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim zu den ACE-Studien: „Diese schädliche Kindheitserlebnisse sind der Fall, wenn ein Kind missbraucht wird, oder wenn in der Familie Gewalt angewendet wird, oder wenn ein Elternteil ins Gefängnis gebracht wird, oder wenn es eine extreme Belastung durch Armut bzw. verbitterte Ehescheidung gibt, oder wenn ein Elternteil an einer Suchtkrankheit, z.B. Alkoholismus, leidet, und so weiter. Wenn es zu einer Suchtkrankheit kommt, sind diese Effekte suchterzeugend, so dass, wenn ein Kind eine Reihe von schädlichen Kindheitserlebnissen hatte, exponentiell die Wahrscheinlichkeit steigt, dass dieser Menschen später drogenabhängig werden oder irgendeine andere Abhängigkeit entwickelt. 

Bei einem männlichen Kind mit sechs schädlichen Kindheitserlebnissen erhöht sich also die Wahrscheinlichkeit, dass es später ein intravenös Suchtgiftspritzender Abhängiger wird, um das 46 fache, im Vergleich zu einem Kind ohne solche Erfahrungen.“ 

Kindheit und mögliche Krebserkrankung 

Dr. Maté zu diesem Thema: „Interessanterweise erhöht sich durch diese schädlichen Kindheitserlebnisse auch das Risiko exponentiell an Krebs, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und einer ganzen Reihe anderer Krankheiten zu erkranken, inklusive Suizid und frühem Tod. Mit anderen Worten: Es gibt eine tatsächliche Verbindung zwischen frühen Kindheitsunglücken und späteren Lebensweisen und dem Aufkommen von Süchten und körperlichen und natürlich auch mentalen Erkrankungen.“ 

Wenn die Therapeuten diese gut unterlegten Fakten weiter außer Acht lassen, werden Patienten auch nicht weiter in diese Richtung untersucht. Die meisten Menschen, die einen Arzt besuchen, werden gar nicht erst danach gefragt. Sie werden nicht dazu ermutigt ihre Kindheit und deren Einfluss auf ihr Verhalten als Erwachsene zu untersuchen. Wie kann man mit Stress und der Psyche-Körper Verbindung umgehen? Was sollen Ärzte ihren Patienten vermitteln und was müssen die Patienten ihren Ärzten erzählen? 

Unser Körper sendet uns eine ganze Reihe von Signalen, um uns zu warnen oder wenn er sich schlicht verweigert:

 Magenschmerzen, 

Rückenspasmen, 

Kopfschmerzen, 

Übelkeit, 

Mundtrockenheit, 

Schlafstörungen, 

Muskelverspannungen. 

Es sind relativ kleine Symptome. Das alles sind die Arten unseres Körpers, ‚Nein!‘ zu sagen. Natürlich gibt es auch schlimmere Beschwerden wie Psoriasis oder Colitis ulcerosa und andere Erkrankungen. All diese Dinge benutzt unser Körper, um uns anzuzeigen, dass etwas gewaltig aus dem Ruder läuft. Zuallererst, müssen wir versuchen darauf zu achten, was unser Körper uns zu sagen versucht. 

Wenn ein Symptom erscheint, gehen Sie nicht einfach zum Arzt mit der Bitte, diese Symptome schnell zu beseitigen. Ja, bitten Sie um Hilfe, aber hören Sie auch darauf, gegen was Ihr Körper NEIN sagt. Normalerweise werden Sie dann feststellen, dass Sie in Ihrem Leben zu viel auf sich genommen haben, dass Sie Dinge unterdrücken und andere im Übermaß zufriedenzustellen wollen. Sie leben Ihr Leben zusammen mit Verhaltensmustern, die nicht zum Ausdruck bringen, wer Sie wirklich sind. Sie sollten also nicht ein Symptom oder eine Erkrankung nur als etwas betrachten, was man loswerden muss. 

Es sollte sie dazu bringen, ihre bisherige Lebensweise genau zu untersuchen und herauszufinden, wie man auf eine andere, auf eine gesündere Art leben kann. 

Etwas gerät in Bewegung 

Man kann allerdings feststellen, dass sich seit kurzem etwas in der Medizinerszene tut. Da sind die anthroposofischen Ärzte, da sind die Mitglieder bei MEZIS. (www.mezis.de) Da gibt es solche Menschen wie Jon Kabat-Zinn, der über Stress und Achtsamkeit spricht, und Andrew Weil, der auf die Wichtigkeit von Ernährung hinweist und für den ganzheitlicheren Ansatz plädiert, die man erwähnen kann. Es gibt also bereits einige Menschen, die eine großartige Arbeit in dieser Richtung leisten. 

Dennoch, wenn wir die medizinische Profession als Ganzes betrachten, stellen wir fest, dass wir eine miserable Arbeit leisten. Wir geben Milliarden von Euro und Dollar für die Krebsforschung und andere Forschungen aus, die uns nirgendwo hin bringen, weil wir den Lebensstress, der im hohen Maße zu der Krankheitsentstehung beiträgt oder sie vielleicht sogar verursacht, ignorieren. Dennoch lassen wir das alles außer Acht. Wir befassen uns nicht damit. Wir berauben Menschen der angemessenen Hilfsmittel zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit. 

„Wir sind fast in jedem Moment unseres Lebens uns selbst nicht bewusst und agieren dadurch fast ausschließlich wie Roboter, die von ihrer Umgebung programmiert wurden.“ 

Die Karte der Gefühle Wenn die Angst die Seele auffrisst, so ist das überhaupt nicht sprichwörtlich gemeint, schlimmer noch, unser Gefühlsleben hat einen direkten Einfluss auf unser Immunsystem und auf unsere Gesundheit. Wir werden für Krankheiten anfällig oder sind – je nach Stimmungslage – gegen Krankheitserreger aufgrund bester Laune im Immunsystem effektiver geschützt. 

In einer Ausgabe von FOCUS-online erschien ein erster vielversprechender Bericht. Es gibt also auch in der Presse erste Ansätze, dass man den Menschen, wenn ihn denn tatsächlich heilen möchte, in seiner Gänze wahrnehmen muss, weil seine seelischen Schwankungen, seine emotionalen Reaktionen oder eben das ungesunde Unterdrücken derselben, in direktem Zusammenhang mit sich herausbildenden Krankheiten stehen. 

Es ist keine zehn Jahre her, da haben die westlichen Mediziner die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ausgelacht, weil diese sich um das innere Gleichgewicht von Ying und Yang kümmerte. Nun gibt es eine bildliche Darstellung, welche die verschiedenen Emotionen und die körpereigene Reaktion darstellt. 

Finnische Forscher haben jetzt untersucht, wie eng Gefühle und Körpersymptome miteinander verknüpft sind. Was fanden sie dabei heraus? Manche Gefühle stärken Herz und Abwehr, wie z.B. Zuversicht, Glauben und Geselligkeit. Andere Gefühle, wie Feindseligkeit oder Trübsinn, gefährden hingegen die Gesundheit. Die Aalto Universität und das Turku PET Zentrum haben ein Gefühls-Barometer erarbeitet: Gelb-rot steht für erhöhte Aktivität (z.B. Blutdruck, Temperatur), blau für schwächere Reaktionen (z.B. Erstarrung)

Zuversicht, Glauben und Geselligkeit stärken Herz und Abwehr. Feindseligkeit und Trübsinn gefährden dagegen die Gesundheit. Wie eng Gefühle und Körpersymptome verknüpft sind, haben jetzt finnische Forscher untersucht. Höchste Zeit, etwas fürs Gemüt zu tun. Die „Karte der Gefühle“ zeigt, welche Körperregionen bei einem bestimmten Gefühl besonders aktiv sind. Gefühle können das Herz ebenso angreifen, wie Schweinebraten und Zigaretten. 

Im positiven Fall kann das seelische Befinden aber auch das Immunsystem stärken und damit den Ausbruch von Krankheiten verhindern. Sätze wie „Ein gebrochenes Herz haben“ oder „Das Herz ausschütten“ kennt wohl jeder. Viele glauben jedoch, beim Zusammenspiel von Herz und Gemüt handelt es sich nur um platte Volksweisheiten. Doch die moderne Wissenschaft hat längst gezeigt, dass Gefühle körperliche Schmerzen, Immunstörungen und sogar Herzinfarkt-Symptome auslösen können. 

„Gefühle können krank machen, sie können aber auch die Immunabwehr stärken und zur Heilung beitragen“, bestätigt Professor Jochen Jordan von der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim. Er hat sich auf Psycho-Kardiologie spezialisiert, die Wissenschaft der seelischen Einflüsse auf die Herzgesundheit.

Die Karte der Gefühle 

Welche Körperregionen auf bestimmte Gefühle durch Aktivitäten wie etwa Veränderungen der Durchblutung, Muskelspannung, Körpertemperatur oder des Herzschlags reagieren, untersuchten Wissenschaftler der finnischen Aalto Universität anhand der Körper-Wahrnehmung von 700 Probanden. Daraus erstellten sie eine „Karte der Gefühle“. Ergebnis: Jeder Gemütszustand bewirkt ein anderes Aktivitätsmuster. Neid brennt sich förmlich in Kopf und Speiseröhre, während Traurigkeit auf den Brustraum drückt sowie Arme und Beine lähmt. Eine Depression legt gleich den gesamten Körper auf Eis – Liebe dagegen entflammt Kopf, Rumpf und Arme. Die größte Auswirkung hat Fröhlichkeit: Sie durchströmt den ganzen Körper. 

Mehr als Tausend Studien wiesen schon einen günstigen Einfluss von positiven Gefühlen wie Zuversicht, Optimismus, Hoffnung, Glauben, Liebe und Humor auf das Immun- und Hormonsystem sowie auf Krankheitsrisiken und Lebensdauer nach. Demnach schätzen Immunzellen Geselligkeit am meisten: Wer viele soziale Kontakte hat, erkältet sich seltener als zurückgezogene Menschen. 

Finden Brustkrebspatientinnen in Gesprächsgruppen durch andere Betroffene und Psychologen Unterstützung, halbiert sich laut einer elfjährigen US-Langzeit-Studie das Krebs-Rückfallrisiko und die Sterblichkeitsrate. Auch Glaube und Zuversicht zählen zu den Favoriten des Immunsystems: Sie verlängern statistisch das Leben und halten die Herzgefäße geschmeidig. 

Fatale Verbindung 

„Einer der größten Feinde des Herzens heißt Perfektionismus“, weiß Jordan. Das Gefühl, niemals gut genug gearbeitet zu haben, nie schlank oder fit genug zu sein, raubt dem Herzen buchstäblich die Luft. Die Anstrengung, ständig über seine Kraft-Grenzen hinauszugehen, flutet das Blut mit Stresshormonen wie Adrenalin oder Cortisol. Dadurch verengen sich die Blutbahnen, der Blutdruck steigt. Arterien entzünden sich, Fett und Kalk kleistern sie zu. Die Folgen sind Arteriosklerose, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Zu den Risikofaktoren für die Gesundheit gehören auch Depressionen, Einsamkeit, Feindseligkeit, mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste, ständig unterdrückte Wut und chronische Schwarzseherei. Sind die Gefühle anhaltend im Keller, sinkt auch die Schlagkraft des Immunsystems; das Infektionsrisiko steigt. 

Herkunft hinterfragen 

Was aber tun, wenn man eher zu den nörgelnden Zweiflern und streitsüchtigen Schwarzsehern statt zu den optimistischen Frohnaturen zählt? „Einen Pessimisten kann man nicht zum Optimisten umprogrammieren“, sagt Jordan. „Er kann sich aber fragen, woher sein negatives Verhalten kommt, wo er sich das abgeschaut hat. Wenn man das weiß, fällt es künftig leichter, negative Gedanken zu stoppen.“ 

Oder man kann nach den Faktoren in seinem Leben suchen, die einen in Wahrheit unzufrieden, nörglerisch und pessimistisch machten – und diese ändern. Wir erkennen daraus, nicht nur, wie wir uns fühlen, wir wie reagieren, wie wir Schmerz oder Zorn, Ärger oder Wut handhaben kann direkten Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit haben, auch wie wir andere, beispielsweise unsere Familienmitglieder behandeln, kann auf lange Sicht in deren psychische und physische Ausgeglichenheit eingreifen. 

Quelle des zweiten Teils: http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/immunsystem/abwehrkraft/apotheke-gemuet-die-heilkraft-der-guten-gefuehle_id_4722498.htm

Kleine Eigenwerbung: