Phimose bei Kleinkindern 

  Sind die Ärzte jetzt komplett verrückt geworden?

Eine Mutter schrieb mir: 

„In Deutschland sind wir im Moment damit gestraft, dass die meisten Kleinkinder an einer Phimose leiden.“ 

Tatsächlich sind die Phimose-Operationen in Deutschland im Vergleich zu vor zwanzig – ach was sage ich – vor zehn Jahren sprunghaft angestiegen. Woher kommt es, dass die Jungs in Deutschland plötzlich zu einem großen Teil „krank“ zur Welt kommen und im Kleinkindalter beschnitten werden müssen, habe ich mich gefragt. Das klingt ja fast wie eine Mutation oder eine massenweise genetische Veränderung. 

Im Internet findet man die meisten Kommentare zur Phimose bei Kleinkindern von Frauen geschrieben. Das finde ich sehr interessant. Mir würde es nicht einfallen, über die frühkindliche Vagina eine Meinung abzugeben. Bedenkt man allein, wann eine Frau zum ersten Mal mit einem Penis in Berührung kommt, stimmt es schon nachdenklich, woher sie das Wissen nehmen, wann ein Kleinkind unter Phimose leidet und wann nicht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, aber mir war bald klar, dass Phimose-Operationen bei Kleinkindern eine oft ebenso unsinnige Operation sind wie die Uterusentfernung, die oft nachweislich gar nicht hätte durchgeführt werden dürfen. Über unsinnige Brustkrebsoperationen will ich erst gar nicht schwadronieren. 

Aber man verdient halt daran – und die Herrschaften in Weiß verdienen nicht schlecht, an solchen eher risikolosen Fließband-OPs. 

Der ethische Grundsatz der Mediziner: Primum non nocere "Zuallererst nicht schaden!" aus dem Eid des Hippokrates, ist zur reinen Makulatur verkommen. Diese OPs schaden nicht, jedenfalls nicht dem Bankkonto des durchführenden Arztes. Man muss dann schon sehr lange suchen, bis man einen Mann findet, der auf dem Fachgebiet eine andere Meinung vertritt. „Alle Jungs kommen mit einer Vorhaut auf die Welt, die ihre Eichel schützt" sagt Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie. Er ist mit dem Begriff Phimose im Zusammenhang mit Kleinkindern nicht einverstanden. Warum? „Die allgemein so bezeichnete Vorhautverengung ist, zumindest in den ersten fünf, sechs Lebensjahren, gar keine Vorhautenge. Sie ist ein Schutz vor Umwelteinflüssen, vor allem vor dem Urin. Denn der würde, solange das Kind nicht trocken ist, unkontrolliert auf die Eichel laufen und so zu Schmerzen führen.“ 

Na sieh mal einer an, ein Nestbeschmutzer, habe ich gedacht. Das wird den Operateuren in den Kliniken und Krankenhäusern aber nicht schmecken. Ich persönlich erinnere mich sehr gut, dass meine Mutter mich anhielt, die Vorhaut einmal zurückzuziehen. Das war zu einer Zeit, als ich schon in die Volksschule ging.   

Die Eichel war höllisch empfindlich. „Ab heute musst Du Dich da auch immer waschen.“ Damit war das Thema für sie erledigt – und ich hatte im abendlichen Reinigungsritual eine Arbeit mehr zu handhaben. 

Gewaltsames auf die Vorhaut einwirken 

Es scheint heute üblich, dass bereits die Hebammen und später die Eltern versuchen, die Vorhaut gewaltsam zurückzuschieben. Doch damit richten sie viel Schaden an. Dr. Bühmann: "Man sollte die Vorhaut völlig in Ruhe lassen und bloß nicht daran herumzerren. Lediglich zur Reinigung kann man die Vorhaut bis zur Eichel - ohne Widerstand - bewegen. Mehr aber tut dem Kind nur weh. Das Gewebe reißt ein, vernarbt und wird dann in der Folge noch enger.“ Denn dadurch kann eine sogenannte sekundäre Phimose entstehen, die dem Jungen Probleme bereitet und möglicherweise dann tatsächlich operiert werden muss. 

Wenn überhaupt, dann ist eine sanfte Behandlung der Vorhaut frühestens mit sechs Jahren sinnvoll. Ein anderer Mann, ebenfalls Arzt, nämlich der Berliner Kinderchirurg Bernd Tillig äußert sich zu dem Thema ähnlich: „Dass sich die Vorhaut nicht zurückstreifen lässt, kann bei Jungen bis zum Schulalter als normal angesehen werden. Eine Behandlung ist nicht nötig. Zwischen sechs und acht Jahren sollte jedoch eindeutig zu erkennen sein, dass die Vorhaut zunehmend weiter wird." Er ist Chefarzt und Direktor der Klinik für Kinderchirurgie am Vivantes Klinikum Neukölln. 

„Der Junge sollte in der Lage sein, die Vorhaut schmerzfrei zurückzuschieben. Erst dann kann man ihn anhalten, sich unter der Dusche entsprechend zu pflegen und die Eichel zu waschen, damit sich keine Absonderungen (Smegma) festsetzen.“ 

Die von der Natur zum Schutz erdachten Verklebungen lösen sich meistens von selbst 

Solange das Kind nicht unter Schmerzen leidet, ist diese Vorhautverklebungen auch kein Grund zur Sorge. In diesem Zusammenhang las ich einen Kommentar des Arztes Dr. Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder – und Jugendärzte: 

"Der größte Teil der Verklebungen löst sich spontan. Meist tut sich da etwas, wenn die ersten Hormonspitzen festzustellen sind, also so etwa mit neun Jahren. Erst wenn sich bis in die Pubertät hinein nichts verändert hat, muss eine Behandlung erwogen werden, um dem jungen Mann eine erfüllte Sexualität zu gewährleisten.“ 

Einen zweiten Arzt fragen 

Als müsse bei jeder der U-Untersuchungen ein Befund her oder zumindest ein Medikament verschrieben werden, so werfen die Kinderärzte immer häufiger einen strengen Blick auf Hoden und Penis. Dabei ist ein medizinischer Rat de facto erst dann notwendig, wenn der kleine Junge ganz offensichtlich Schmerzen beim Wasserlassen hat, oder der kleine Penis übelriechende Klumpen absondert. Sofern eine Ärztin sofort zu einer Beschneidung tendiert, sollte man unbedingt eine zweite Meinung einholen. Operiert ist schnell und dann ist es zu spät. Die OP ist nicht mehr rückgängig zu machen und geht mit einer permanenten Desensibilisierung der Eichel einher. Der Kinderchirurg Bernd Tillig ist ebenfalls kein Freund von zu schnellem Handeln. 

"Heute greift man nicht mehr so schnell zum Messer." Man verwende stattdessen spezielle Salben, die bei 70 Prozent der Fälle bereits in den ersten Wochen Erfolg zeigen. Wenn doch eine Operation nötig ist, gilt heutzutage: Es wird nur so viel Haut wie nötig entfernt und so viel wie möglich erhalten. Die komplette Entfernung der Vorhaut sollte die Ausnahme sein." 

Eine völlige Beschneidung ist nur in wenigen Fällen nötig 

Solche Ausnahmen sind zum Beispiel der Lichen sclerosus, eine chronische Entzündung der Vorhaut, die bei WENIGER als einem Prozent der Kinder vorkommt. Auch eine Fehlbildung des Harntraktes mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen oder eine sogenannte Balanitis, bei der die Vorhaut wegen wiederkehrender Entzündungen vernarbt ist, können eine Beschneidung erfordern. 

"Wenn man aber früh genug eingreift, kann man mit Spülungen und lokaler Behandlung noch viel erreichen", sagt Fegeler. Mein Tipp: Auch wenn man es kaum glauben mag – es sind schon Erfolge bei Phimose mit einer homöopathischen Behandlung beschrieben worden. Einige Homöopathen schwören z. B. auf Jacaranda caroba C6 (zweimal täglich eine Tablette oder fünf Globuli für maximal 14 Tage). Einen Versuch ist es in jedem Fall wert. Aus Gründen der Religionsfreiheit ist die Beschneidung ist per Gesetz erlaubt Auch wenn immer häufiger der Verdacht besteht, dass Beschneidungen in Deutschland ohne medizinische Indikation durchgeführt und die Kosten den Krankenkassen „untergeschoben“ werden, ist es seit 2012 laut einem eigens dafür geschaffenen Gesetz erlaubt, bei "nicht einsichts- und urteilsfähigen männlichen Kindern" die Beschneidung durchzuführen. 

Bis zu einem Alter von sechs Monaten darf das sogar ein Laie übernehmen, ein sogenannter Beschneider. Über die Folgen dieses auf eine hervorragende israelische Lobby-Arbeit zurückzuführenden Gesetzes streiten sich seitdem die Geister. Das Landgericht Köln sah die Beschneidung eines unmündigen Kindes aus religiösen Motiven als strafbare Körperverletzung an. 

Beschneidung von Babys klare Körperverletzung 

Kinder- und Jugendarzt Fegeler hält die Beschneidung bei Säuglingen oder Kleinkindern aus nichtmedizinischen, also weltanschaulichen oder religiösen Gründen, für Körperverletzung. "Die stark durchblutete Vorhaut erfüllt eine wichtige Funktion. Sie ist ein Schutz, hält die Eichel feucht und ist auch ein Mediator für Empfindungen. Es gibt zunehmend mehr Forschung zu den negativen Folgen einer Beschneidung. Eine einmal erfolgte Beschneidung ist eine lebenslange Last und nicht mehr rückgängig zu machen." Ich möchte dem hinzufügen, dass die beschnittenen Kinder einen Lustverlust erleiden, ähnlich der Genitalverstümmelung afrikanischer Mädchen, die infolge dessen nie die sexuelle Lust erleben können, wie eine Frau mit einer intakten Vagina. 

Was die jüdische Religion betrifft, gibt es heute moderne jüdische Eltern, die ihre männlichen Kinder nur noch symbolisch beschneiden lassen. 

Aberglaube: Beschneidung sei Schutz vor Krankheiten 

Für die Sinnhaftigkeit einer prophylaktischen Beschneidung zur Gesundheitsvorsorge gibt es derzeit keinen Rückhalt. "Medizinische Vorteile wurden zwar behauptet, konnten aber nie wissenschaftlich überzeugend bewiesen werden", heißt es in dem Buch "Die Beschneidung von Jungen - ein trauriges Vermächtnis", herausgegeben von Matthias Franz, einem Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Neurologie und Psychiatrie. 

Was ist nun tatsächlich eine Phimose 

Unter Phimose versteht man eine Verengung der Penisvorhaut, die das Zurückziehen unmöglich macht. Ursachen Eine Vorhautverengung kann angeboren sein oder durch Vernarbung entstehen, wenn zu früh versucht wurde, die Vorhaut zurückzustreifen, sie kann aber auch die Folge einer Entzündung sein. Die Vorhaut besitzt mehrere Funktionen: Zum einen schützt sie die Eichel während der Windelphase des Säuglings und Kleinkindes vor Entzündungen, zum anderen spielt die Vorhaut im Erwachsenenalter eine wichtige Rolle für die Empfindlichkeit des Penis. 

Symptome 

Eine Vorhautverengung kann ein Leben lang bestehen, ohne Beschwerden zu verursachen, allerdings kann sie auch die Ursache von Harnweginfekten, Problemen beim Urinieren oder auch beim Geschlechtsverkehr sein. Vorhautverengungen, die zu einer Beeinträchtigung des Wasserlassens führen, erkennt man meist an einem abgeschwächten Harnstrahl, oft bläht sich die Vorhaut beim Wasserlassen auf wie ein Ballon. Die Vorhautenge erschwert aber auch die Reinigung der inneren Vorhautanteile und kann Entzündungen begünstigen. Schmerzen bei der Erektion sind ebenfalls mögliche Folgen unbehandelter, bis in die Pubertät bestehender Vorhautverengungen. 

Auch eine besonders lange Vorhaut kann ein Hygieneproblem darstellen und zu Harnweginfekten führen. Allerdings hat eine kanadische Untersuchung mit 70.000 Säuglingen ergeben, dass 195 Kinder eine Beschneidung bekommen müssten, um EINEN EINZIGEN Harnweginfekt zu vermeiden. Zur Vorbeugung eines Harnweginfektes soll nur bei Hochrisikopatienten (z.B. bei nicht korrigierbarem vesikoureteralem Reflux oder neurogener Blasenentleerungsstörung) eine Operation erfolgen. 

Diagnose 

Wenn sich die Vorhaut nicht zurückziehen lässt oder beim Zurückziehen eine Einengung auffällt, muss von einer Verengung ausgegangen werden. Zudem können Verklebungen (Conglutinationes) zwischen der Vorhaut und der Eichel bestehen. Davon abzugrenzen ist das so genannte Frenulum breve, eine Hautfalte, die bei Zurückziehen der Vorhaut zur Verformung der Eichel führt. Bestehen nur Verklebungen zwischen dem inneren Vorhautblatt ohne Verengung, liegt keine Phimose im eigentlichen Sinne vor. 

Therapie 

Vorhautverklebungen ohne Verengung der Vorhaut selbst stellen bei Fehlen von Entzündungen oder Harnweginfekten keinen Grund zur Operation dar. Hier kann eine Salbenbehandlung mit einer hormonhaltigen Creme oder auch einer Kortisoncreme versucht werden. Dabei sind Erfolgsraten von bis zu 80 Prozent erzielbar. Auch bei der unkomplizierten Vorhautverengung kann ein derartiger Therapieversuch unternommen werden. Die Vorhaut soll so weit wie möglich ohne Kraftanwendung zurückgezogen werden, danach wird die Creme aufgetragen. Kleine Verklebungen, die sich nicht lösen, können vom Kinderchirurgen unter Verwendung einer anästhesierenden Creme gelöst werden. 

Die weitere Behandlung der kindlichen Vorhautverengung besteht primär oder nach erfolgloser konservativer Therapie in einer Operation. Angeborene und vor allem narbige Phimosen sollten spätestens bis zur Einschulung operiert werden. Auch bei wiederholten Entzündungen unter der Vorhaut ist ein operativer Eingriff anzuraten. Einerseits kann durch ein plastisches Operationsverfahren die Vorhaut erhalten und nur die Verengung beseitigt werden (die so genannte „Welsh-Plastik“ oder die „Triple-Inzision“). Es wird sich immer noch bei einer Vorhautverengung zu schnell für eine Operation entschieden Häufig herrscht noch die Lehrmeinung vor, dass eine Vorhautverengung ab einem Alter von drei Jahren mit einer Operation behandelt werden sollte. 

Doch zeigte eine dänische Studie an 2.000 Schuljungen im Alter von sechs bis 17 Jahren, dass sich Phimosen sogar bis zum Ende der Pubertät zurückbilden können. Diese Jungen wurden mehrfach untersucht, und am Ende der Schulzeit wies, ohne dass eine Operation durchgeführt worden wäre, nur noch 1 Prozent der Jungen eine Vorhautverengung auf. Wenn keine Probleme vorliegen, kann mit der Operation also theoretisch bis nach der Pubertät gewartet werden. Um den betroffenen Jungen jedoch nicht während der Pubertät, in dieser ohnehin schwierigen Entwicklungsphase, mit einer so stark in die Intimsphäre eingreifenden Operation zu belasten, sollte die Vorhautverengung möglichst schon vorher operiert werden, jedoch nicht vor einem Alter von acht bis zehn Jahren. 

Andere Autoren empfehlen, im Alter von fünf oder sechs Jahren zu operieren, da die Jungen dann einerseits alt genug sind, um zu verstehen, was gemacht wird, andererseits aber noch jung genug, um diesen Eingriff im Genitalbereich nicht als peinlich zu empfinden. Kinderpsychologen raten von einer Operation im vierten und fünften Lebensjahr dringend ab, da sich die Jungen dann in der so genannten phallischen Phase befinden und der Bezug zum Penis besonders ausgeprägt ist, sodass Kastrationsängste ausgelöst werden könnten. 

Wird, entwicklungspsychologisch günstig, kurz vor der Einschulung operiert, ist jedoch zu bedenken, dass dabei über 80 Prozent der Jungen umsonst operiert werden. Bei ihnen würde sich die Phimose auch ohne Operation zurückbilden! 

Bei folgenden Problemen muss eine Vorhautverengung operiert werden: - bei starker Phimose, die zu einer Behinderung des Wasserlassens führt (Vorhaut bläht sich beim Wasserlassen auf, Harnstrahl ist nur dünn oder tröpfelnd), - bei wiederholten Entzündungen von Vorhaut und Eichel, - bei Vernarbungen, diese können sich nicht von selbst zurückbilden. 

 

 

Kleine Eigenwerbung: